In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts begannen deutsche Bauern auch nordwestlich der Residenzstadt Schwerin Wälder zu roden, um Ackerland und Wiesen zu gewinnen. Sie folgten dem Ruf der mecklenburgischen Herrscher, hatten geringere Abgaben zu entrichten und brauchten auch keine Frondienste zu leisten. Die Siedler fanden im nördlichen und östlichen Schweriner Umland fruchtbare Böden vor und legten nach den Waldrodungen neue Siedlungen an. Der im Ortsnamen enthaltene Begriff Hagen bedeutete soviel wie eine eingehegte Siedlung.
In der erstmals urkundlichen Erwähnung 1283 hieß der Ort noch Schonenhagen. Aber schon in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts bürgerte sich der Name Pingelshagen ein.
Die Bauernwirtschaften bestimmten über Jahrhunderte das Leben in Pingelshagen. Die erhaltenen Dokumente geben seit 1283 Auskunft über die Abgaben und zu entrichteten Steuern der im Ort lebenden 3 bis 4 Bauernfamilien.
Verheerende Auswirkungen auf Mecklenburg hatte der Dreißigjährige Krieg. Nur ein Drittel der Einwohner überlebte. Das zeigte sich auch in Pingelshagen. Keine der in den Jahrzehnten vor dem Krieg in den Dokumenten erwähnten Familien lebte mehr im Ort. Nur 2 Bauernstellen waren besetzt. Ca. 20 Jahre nach Ende des Krieges (1669) gab es schon wieder 17 Einwohner.
Bei der ersten im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin stattfindenden Volkszählung im Jahr 1819 wurden dann 37 Einwohner gezählt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl auf 92 Personen (1910). Grundlage dafür waren die Beendigung der Leibeigenschaft Anfang des 19. Jahrhunderts in Mecklenburg und ein weit höherer Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten für die wachsende Bevölkerung in Deutschland. Dazu kamen Fortschritte bei der Entwicklung und Einsatz von Landwirtschaftsmaschinen und von Kunstdünger. Die Erträge stiegen. Das machte das Leben auf dem Dorf etwas einfacher. Es blieb aber sehr harte Arbeit.
1874 wurde in Umsetzung der Gemeindeordnung von 1869 aus den Bauerdörfern Warnitz und Pingelshagen die Gemeinde Warnitz- Pingelshagen gebildet. Zwischen 1875 und 1912 entstanden 12 Häuslereien im Ort. Ab Mitte der neunziger Jahre des 19.Jahrhunderts gab es dann eine Krugwirtschaft. Fortschritte waren im Straßenbau im Jahre 1907 mit der Fertigstellung des ersten Abschnittes der Straße von Schwerin nach Mühlen Eichsen durch Pingelshagen zu verzeichnen. Seit dieser Zeit besteht der Höhenunterschied zwischen der Straße und den anliegenden Häusern. Grund zur Freude hatten die Pingelshagener 1922. Sie erhielten Anschluss an das elektrische Leitungsnetz.
Im Zuge der Gebietsreformen 1936 gliederte man den Ortsteil Warnitz in die Stadt Schwerin und Pingelshagen in die Gemeinde Herren Steinfeld ein. Mit der Aufnahme von vielen Flüchtlingen und Umsiedlern nach Kriegsende 1945 erhöhte sich die Bevölkerung im Dorf auf 188 Personen (1946).
Am 01.08.1946 wurde Pingelshagen eine eigenständige Gemeinde. Ein Grund für die Trennung war die zu große Entfernung der beiden Orte. Es entwickelte sich ein reges Dorfleben. Die Bewohner feierten wieder Erntefeste, Maskenbälle und Tanz in den Mai. Die Kinder aus Pingelshagen gingen bis 1979 nach Warnitz zur Schule. Nach Schließung dieser Schule fuhren sie nach Schwerin.
Mit der Gründung der LPG im Jahr 1953 veränderte sich die Arbeit in der Landwirtschaft grundlegend. Die LPG selbst trug viel zur Entwicklung des Dorfes bei.
Seit 1953 gab es eine Verkaufsstelle des täglichen Bedarfs im Gaststättengebäude. Auch die Post brachte Briefe, Pakete und Zeitungen in die Gaststätte. Die Bewohner holten dort alles ab.
Die Gründung und Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr ab 1962 erfolgte etwas schleppend. Im August 1963 brannte dann eine Scheune der LPG ab. Eine Vielzahl der Bewohner, darunter viele LPG Mitglieder, erklärten sich dann bereit, in der Freiwilligen Feuerwehr zu wirken. So trug die Feuerwehr bis heute sehr viel zur Sicherheit im Dorf bei und unterstützte aktiv das kulturelle und sportliche Leben.
Die Wasserversorgung im Dorf erfolgte anfangs über Schachtbrunnen. Die zentrale Wasserversorgung übernahm ab 1976 das Schweriner Wasserwerk. Der Bau einer zentralen Abwasserleitung zum Klärwerk Schwerin Süd löste im Jahr 1992 die individuelle Abwasserentsorgung in Pingelshagen ab.
Bis 1989 zogen viele Bewohner vor allem nach Schwerin. Es gab noch 108 Einwohner. Mit dem Neubau von vielen Einfamilienhäusern „Am Tannenberg“, „Am Aubach“ , „Am Paradies“ und ab 2021 „Am Babenhorst“ sowie dem Zuzug vieler Familien ab 1992 änderte sich das. Pingelshagen wuchs bis auf über 600 Einwohner im Jahr 2000. Jetzt wohnen hier ca. 530 Menschen.
1996 entschieden sich 75% der teilnehmenden Wähler von Pingelshagen bei einem Volksentscheid gegen die Eingemeindung in die Landeshauptstadt Schwerin und für die Eigenständigkeit. 4 Jahre später erhielt die Gemeinde den Wappenbrief für das neue Gemeindewappen überreicht. Ein starker Kerl mit Rodehacke in den Farben Rot und Gold. Die Farben der Grafschaft Schwerin, zu der das Dorf früher lange gehörte.
Die Anlage von Spielplätzen, der Bau des Feuerwehrgeräte-Dorfgemeinschaftshauses, eines Jugendclubs im Jahr 2000 und einer Sport- und Tennisanlage 2005 unterstützte die Gestaltung eines interessanten Dorflebens. Entscheidend war immer das Engagement vieler Einwohner in der Freiwilligen Feuerwehr, im 1997 gegründeten Sportverein und bei vielen im DGH organisierten Veranstaltungen.
Mit einem beeindruckenden Festwochenende begingen die Einwohner im Juni 2008 die 725-Jahr- Feier von Pingelshagen zusammen mit dem 10jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr. Mit einem farbenfrohen Treiben sorgte ein mittelalterlicher Markt für Kurzweil und Unterhaltung.
Ab 2012 konnten ca.150 Haushalte einen DSL-Anschluss mit Bandbreiten bis zu 16 Mbit/s nutzen. Die im Jahr 2014 neu aufgebaute Bibliothek übernahm den Raum des nicht mehr genutzten Jugendclubs. Der Altersdurchschnitt war auch in Pingelhagen gestiegen. Die Ursachen liegen wie überall in MV in der Abwanderung junger Leute und der niedrigen Geburtenrate. Die Arbeit mit und für Senioren gewann an Bedeutung. Monatlich organisierte der Seniorenbeirat interessante Veranstaltungen. Über den Sportverein wird Tanz, Yoga, Zumba und für Kinder Hip-Hop angeboten.
2014 stellte die Gemeinde die Straßenbeleuchtung auf LED Lampen um. So konnte der Ort wieder nachts vollständig beleuchtet werden, genauso wie der 2018 entstandene Weg zwischen dem Dorfgemeinschaftshaus und der Straße „Am Aubach“.
Nach über 120 Jahren schloss die Gaststätte „Waldkrug“ nach der Silvesterfeier am 31.12.2018 zum Bedauern aller Einwohner.
Im Jahr 2020 begannen die ersten von 16 Eigenheimbauern im neu erschlossenen Wohngebiet „Am Babenhorst“ ihre Häuser zu errichten. Vor allem junge Familien mit Kindern bereichern damit das Leben in Pingelshagen.
Quelle: Chronik Pingelshagen 1283 – 2008 Turo Print GmbH 2008